Veranstaltung: Kaltern Pop Festival 2019
Bands/Künstler: Cantus Domus, Fyodor Biryuchev, LINDE, James Bach, Manu Delago, Wendy McNeilll, Seraphim, Woods of Birnham, Jack Curley, Brandt Brauer Frick, Buntspecht, Ben E. Blame & Sugar Shame, Nicolas Müller, stargaze, Some Sprouds, Jungstötter, Priests, Astronautalis, Odette Peters, AVEC, Monobo Son, Adam French, Lewsberg, DJ St. Paul, Julian Sartorius & Manuel Troller, Rilan & The Bombadiers, Fortuna Ehrenfeld, The Physics House Band, 5K HD, Jackson Dyer, Marcus Hamblatt, Shortparis
Datum: 24.-26.10.2019
Besucher: ca. 1000
Location: Kaltern am See, Lago di Caldero (I)
 
Kaltern Pop Festival 2019
 
Auflage 5. Fünf KalternPopFestival waren ursprünglich geplant. Dann Strich drunter und schauen was bleibt. Ein Experiment der Extraklasse. Die kleine Schwester des HPF. Die Verkünstlichung des besten (musikalischen) Geschmacks! Nicht nur eine Anreihung von Konzerten, sondern eine Harmonie des ausgeklügelten LineUp‘s! Und nun das Fünfte! Das LineUp verspricht keine wirklichen Headliner, so als ob diesmal der gesamte musikalische Feingeschmack entscheiden muss ob es weiter geht oder ob das Experiment beendet wird. Ich wünsche mir so sehr, dass es weiter geht….
 
Start nach Kaltern eigentlich schon am Freitag. Zeche Carl in Essen, Stefan Honig (D) als Support von The Slow Show (UK). Welch ein grandioser Einstieg in diese Woche. Stefan gewohnt locker und entspannt, auch im Gespräch zwischendurch. Musikalisch sowieso herausragend. Und ja, es ist natürlich etwas anderes als mit Tour of Tours oder zu zweit unterwegs. Aber sei’s drum. I love it! Dann The Slow Show. Unglaubliche Dichte. Phantastische Harmonie und Rob‘s Bariton. Seit Jahren für mich unerreicht! Die Zeche Carl etwas klein für meinen Geschmack. Das Konzert folglich ausverkauft und ich bin erneut hin und weg! Und diesmal nicht nur von dem grandiosen Set! 😍
Mit gut 700 Bildern auf den Card’s geht es raus. Lieben Dank an Anna! PS: Die Galerie findet ihr wie gewohnt auf www.desc-photography.com! Schaut mal rein 🙂
 
Weiter geht es mit dem WoMo Richtung Voralpen. Gut 550 Kilometer sind auf der Uhr und wir fahren Biberach runter und landen in Schiessen! Der eigentliche Stellplatz dunkel und langweilig, zum drehen brauchen wir ein paar Meter und dann sehen wir es. Das Bräuhaus von Schiessen! Eine ausreichend großer Parkplatz. WoMo eingeparkt und ab in die Wirtsstube. Diverse Halbe Helle, Wurstsalat, Bratwurst und Kartoffelsalat später, dürfen wir auf auf dem Parkplatz stehen bleiben. Lieben Dank an Carina Hopp! Auf dem offiziellen Brauereiplatz hätten wir nicht besser stehen können. Hier die Koordinaten für diejenigen, die der hauseigenen Metzgerei einen Besuch abstatten möchten: Bräuhaus, Kirchpl. 4, 89297 Roggenburg.
 
Weiter geht es am nächsten Morgen nach Füssen! Japanieren an den Königschlössern, Leberknödelsuppe in der Tourimeile Füssens, Blick auf die Alpen, Stellplatzsuche und weiter geht es am nächsten Morgen ins wunderbare Meran. Und dabei schonmal den ersten Blick in die TimeTable riskiert. Und siehe da…wieder mal keine Ahnung wie das gehen soll. Ich werde programmtechnisch abspecken müssen. Das dichte Programm hat natürlich den Vorteil, dass sich die geneigten Zuhörer verteilen werden. Kleinere Spielorte könnten davon profitieren. Zuletzt waren diese oft sehr voll und Besucher mussten warten oder auch abgewiesen werden. Nicht so schön für ein neues Lieblingsfestival.
 
Auf dem Jaufenpass dann eine kleine zufällige Kaffeepause mit den Böggering/Wieseners aus dem Niederrheinischen. Kalternenthusiasten. Das hat doch schon wieder Spaß gemacht 😉 Noch ein Tag in Meran und Bozen verbummelt und dann Start in Kaltern. Der erste Lagrain in der KalternPopBar zum „Lustigen Krokodil“ bei Stefan Florian. So geht Kaltern!! PS: Und das am eigenen 20.Hochzeitstag 😘
 
Mittwochmorgen wachen wir im Wochenmarkttrubel auf. Nach erster Organisation bereitmachen wir eine kleine, mittelschwere Wanderung in Richtung Tramin. Sehr charmante Truppe udn am Ende des Tages Einkehr in der „Goldenen Traube“. Ausklang. Ab jetzt wird es sportlich…
 
#kpf19 Tag 1 – Der Opener ist zunächst klassisch. Cantus Domus in der Franziskanerkirche. Ein 35 Minuten Slot für klassisch chorale Stücke, auch mit glasigen Instrumentals, bis zur Bon Iver Interpretation. Weiter mit Linde im Weinmuseum- experimentelles Klangarrangement des StarGaze Mitglied Linde im Zusammenspiel etlicher Stargaze Kolleg*innen. In weiten Teilen dicht arrangiert mit (fast) allem was das Ausnahmeorchester zu bieten hat. Mandao Delaou – Feinste Klangvirtuosen. Im Zentrum steht hier die Schweizer Hang. Sehr sehr schöner Auftakt im Vereinshaus. Woods of Birnham boten dann den ersten wirklichen Pop des Abends und hatten schon sichtlich Spaß dabei, das Publikum zu bespielen. Insbesondere die spätgeborenen waren hin und weg. Und nebenbei. Nach Garda ist dies für mich die zweite, sehr empfehlenswerte Band aus Dresden in diesem Jahr. Und dann Brandt Brauer Frick – drumgeschwängerte Beats. Das dritte Mal in diesem Jahr und ich kann mich nicht wirklich daran satthören.
Bunspecht im KuBa – Der Name ist Programm – Schöne bunte Vögel mit allerlei Hirnfusseln. Sie sind von Herz aus Romantiker und sind verrückt genug sich in dieser Welt zu verlieben. Und schließlich sei eine Briefbombe das romantischste der Welt, denn sie befreit dich von ihr selbst…. 😳 Am Ende schreien wir AbraKadrabra und SimSalaBim bis wir alle verschwunden sind. Herrlicher Spaß Herr Reichmann 😉
Letztendlich noch Ben E. Blame and Sugar Shame alias Ben Testrut und Markus Zucker. Die beiden legen nun schon seit Anbeginn der Kalterner Zeit Donnerstags im KuBa auf und machen so richtig Party. Und so zappelt er aus, der erste Festivaltag.
 
#kpf19 Tag 2. Während sich die halbe Festivalgemeinde auf den Weg zur Weinprobe in die Kellerei Kaltern aufmacht, zieht es mich in die andere Richtung. Franziskanerkirche mit Fyodor Biryuchev und im Anschluss Nicolas Müller & Cantus Domus. Biryuchev, ein schon recht kompletter Tastenvirtuose verzaubert den Kirchenraum in ein kleines Konzerthaus. Es gelingt ihm solo am Klavier, mit E-Piano und seinem McBook ein nahezu komplettes Orchesterarramgement aufzurufen. Unterbrochen wird das teils opulente Spiel nur durch sein herausragendes Solospiel. Das vollzog er dann aber auch absolut entrückt, dass er von der Regie aufs Ende hingewiesen werden musste. 25 Min über der Zeit. Nicolas Müller & Cantus Domus. Neben Covern von Bon Iver und Elbow spielt er natürlich das neue Eigene um Ängste, Männlichkeit und gebrochene Herzen. Und auf jede Träne wird ein Glas geleert und sagt den Skeptikern jeder Tag hat sich gelohnt. Mein erstes wirkliches Highlight! Some Sproud – wirklich gut gemachter Indipop einer recht jungen Combo, die vor allem die Mädels in den ersten Reihen Himmeln lies. Während Frontmann..?.. schon allein die Blicke auf sich zog, blieb die Band musikalisch eventuell unter ihren Möglichkeiten, mehr Grip hätten dem ganzen gut getan. Aber nichts desto trotz, schon fein!
Bei Jungstötter hat ich alles erwartet, nur nicht das. Unvorbereitet wie ich war, überraschte mich ein stimmlich eindringlicher Gesang, den ich irgendwo zwischen Elvis (ja richtig gelesen) und Nick Cave (jetzt hängt die Latte aber extrem hoch) einordnen würde. Zwischendurch bat er um weniger Bühnenlicht und spielt Ein vollkommen entschleunigtes Set ab. Sehr sehr großartig!
Priests. Wem steht der Leopardenlook, richtig- dem Leoparden. Hier kommt wieder was in Mode, was längst aussortiert gehört. Dazu Marylinstyle und bums-fertig ist der Iyecatcher! Doch dann endet schon die Geschichte. Musikalisch alles sauber, aber stimmlich noch mit Luft nach oben. Daran änderte auch der wiederkehrende Wechsel zwischen Frontfrau 1 und Frontfrau 2 nix. Nix meins!
Motobon Son. Habe ich Merle im vergangenen Jahr noch das Finale von LaBrasBanda versaut, so kam hier der Ausgleich. Party Party Party!!!
Und dann Lewsberg. Ich wusste ja schon, dass die fotografischen Möglichkeiten bei diesem Set begrenzt sein werden. Aber musikalisch ist dieses Kollektiv von hypnotischer Strahlkraft, dass ich die Kameras eingepackt habe und mich habe etwas treiben lassen. Zudem setzen sie die alte Regel außer Kraft, dass zwei Akkorde Punk und drei Akkorde Blues sei. Schin mit einem Akkorden lässt sich auch Hypnopop basteln. Was für ein Abschluss!
 
#kpf19 Tag 3. Alles packen lautet die Devise. Nach dem letzten Konzert wird es Mitten in der Nacht losgehen in Richtung Heimat. Aber erstmal Matinee im Grandhotel Penegaal – Wir erinnern uns – Sissis Ballsaal! Wie zuletzt auch findet die gefühlt komplette Festgemeinde in dem wunderschönen Ballsaal irgendwie Platz und lauscht den phantastischen Sets von Adam French, der wunderbar souligen Stimme von Odette Peters, Jack Curley der mit dem Publikum nach Alice ruft, Wendy McNeill und ihrem Creepy Lupo, zuletzt eingerahmt von den wunderbaren Stargazern, die sich selbst noch mit Bachinterpretionen hervortuen und damit dem Saal die letztenendes klassische Note verpassen. Und dann dazu Astronautalis. Grandioser Klassik-HipHop-Loop. Hier wird ein Drummer benötigt und Barry geht auf die Bühne. Mit einem vor zwei Tagen gebrochenen Arm frischem Gips und endlosen Selbstvertrauen gibt er den Takt vor. Was ein Spaß zum Abschluss einer erneut grandiosen Matinee auf dem Penegal und man fragt sich zurecht…Ist das noch ein Festival oder schon Urlaub?
Wieder im Tal geht es zu Rilan & The Bombardiers – im neuen Spielort, der Aula Magna, bester Funk aus Harlem (NL) und die Aula kriegt sich gar nicht mehr ein. Bombastisch! Die Aulu ist kein verkehrter Speilort, aber es gib tnix zu trinken. Das geht doch so nicht 😉
Für Fortuna Ehrenfeld ist es schon der zweite Besuch auf dem kpf. Folglich der Umzug vom KuBa ins Vereinshaus. Deutlich poesievoller und elektronisch ausgerichtet als bei den letzten von mir besuchten Konzerten begeisterten sie mit Witz, Charme und Pyjama. Seit drei Wochen sind sie auf Tour und auch die T-Shirts gab es nur noch in XXS 🤪 Da wir uns nun schon einige Male in diesem Jahr getroffen haben, droht Martin mir mit Hausverbot 🙂
5KHD – technisch, experimentell, grell verzerrte Klangwelten. Schon sehr speziell. Und nochmal Nicolas Müller. Diesmal mit großem Besteck und der ersten eigenen Show mit dieser, seiner neuen Band. Es ist ein Fest ihn zu hören. Mit seinen Texten rührt er viele zum Nachdenken an und selbst in den kurzen Pausen zwischen einzelnen Songs ist der Saal seltsam ruhig. Er regt dazu an zu trauern und zu lieben, zu fühlen und weinen. Aber alles mit allem was man ausmacht. Diese Konzerte sind Herzensangelegenheiten.
Shortparis. Der Ausklang des dritten Tages konnte entweder ruhiger mit Adam French oder Wendy McNeill angegangen werden, oder mit den eher brachialen Elektrodrumjüngern des russischen (?) Kollektivs. Etwas viel Drama für meinen Geschmack, aber die Jungs schafften einen Abschluss über den man sicherlich noch länger nachdenken wird.
 
Das Festival endet hier für mich. Und das 6. Kaltern Pop Festival startet am 22.-24. Oktober 2020. Es gibt die ersten eigenen Motivbecher, das Lustige Krokodil scheint nun ganzjährig zur KalternPopBar gereift zu sein und der Lottowein verspricht als Hauptgewinn Tickets und Übernachtung für das kpf20. Wir freuen uns sehr und danken allen Schaffenden um Stefan Reichmann für diesen herausragenden Jahresabschluss!

 

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