Veranstaltung: Heimspiel Knyphausen 2021
Datum: 29.07-31.07.2022
Besucher: max. ausverkauft
Location: Draiser Hof, Weingut zu Knyphausen, Eltville
 
Das LineUp
 
Freitag, 29.07.2022
Julian David Kirchner
Husten
Bilderbuch
 
Samstag, 30.07.2022
Nichtseattle
Klebe
Friedberg
Algiers
YinYin
 
Sonntag, 31.7.2022
Nullmillimeter
Lisa Morgenstern
Porridge Radio
 
Außerdem: Wein Probe, Wein, Wein , Wein, Wein……
 
Wish you weere Bier! – Das führt doch zu nix! Kleine Nachlese zum Heimspiel Knyphausen 2022
 
2022 – nach über zwei Jahren Stillstand, Improvisation, Durchhalten, neuen Konzepten und viel Geduld versucht eine ganze Branche in 2022 den Neustart. Allerorten sind unzählige Macher, Produzenten und Bands dabei, einer über viele Jahre gewachsenen Kunst- und Kulturszene wieder neues, altes Leben einzuhauchen. Eine Vielzahl privater Initiativen, mit Menschen die im normalen Alltag, Rettungsassistenten, Finanzbeamte, Lehrer:innen oder eben auch Winzer sind wie Frederik Knyphausen, investierten schon vor der zurückliegenden dunklen Zeit, dessen Name kaum noch jemand in den Mund nehmen möchte, Unmengen an Zeit, Energie und Leidenschaft, um für unzählige Musikbegeisterte Erinnerungen zu schaffen! An das Heimspiel Knyphausen erinnern sich alle die schon einmal dort waren gerne ☺️ Zum dritten Mal live, einmal nur am TV, und damit nun wieder im versucht gewohnten Format habe ich mich nach Eltville im Rheingau aufgemacht um Konzerte mit Gisbert zu Knyphausen und seinen Freunden zu lauschen. Und natürlich um Bilder und Erinnerungen zu schaffen.
 
Der VVK war gewohnt zeitnah ausverkauft, doch noch kurz vor dem Festival waren ungewöhnlich viele Tickets schon wieder im Umlauf. Neben den üblichen Begründungen plötzlicher und unerwarteter Umzug, Oma 80. oder kurzfristige andere familiäre Termine die dazwischen gekommen sind, waren nun auch krankheitsbedingten Absagen dazwischen. Und zack, da war sie wieder. Die Gewissheit, es ist noch nicht vorbei!
 
Tag 1 – Präfestivaltag. Am Donnerstag Anreise. Erst das zweite WoMo auf der dem Festivalgelände angrenzenden Campingwiese. Der Stellplatz war bekannt und schon war sie da. Heimeligkeit 🖤
 
In diesem Jahr bin ich erstmals mit meinem jüngsten Sohn Neal hier. Die persönlichen Entwicklungen unterjährig sind manchmal schneller und mit viel mehr Trennkraft versehen als die ursprünglichen Planungen.
Am Abend noch ein kurzer Plausch mit Frederik, Anna und Benjamin. Ein paar FAQ Auszüge diskutiert. EC-Karte geht doch, barrierefreie Bereiche ja und wo? usw. Und noch schnell ein paar erste Bilder vom hervorragend illuminierten Gelände.
 
Technische Ernüchterung am WoMo. Ohne Strom wird es dann wohl doch noch so einfach Benjamins Wunsch entsprechend quasi live Bilder zu liefern. Wir werden sehen, wie lange der Akku läuft und ob die Sonne scheint… Für Freitag sind die Aussichten ja erstmal nicht so pralle. Zudem 20 akkreditierte Fotografen, und wie immer alles ohne Graben. Auch der Rolling Stone ist mit zweien anwesend und wird die nächste Ausgabe mit einem exklusiven Bericht zum Heimspiel zieren. Schon eine enorme Aufwertung für den RS 😉
 
Tag 2 – Die Nacht war nass. Jede Menge Wasser und im besten Falle muss heute Morgen nur ein wenig auf der Stage gewischt werden. Andernfalls haben die Techniker noch mal richtig zu tun. Für mich aber ein entspannter Start bei kaltem Wasser unter der Dusche, aber dafür heißem Kaffee. Gegen 11:00 Uhr rüber zu Ayla in den Shop und den Zugang geregelt. Ein schönes Wiedersehen.
 
16:00 Uhr Check in und kurz danach Wasser von oben. Der erste Schutt noch vor dem ersten Gig und wir mittendrin statt nur dabei. Unzählige Picknickdecken wurden eingewickelt, die Kids enterten die warmen Pfützen.
17:00 Uhr Eröffnung mit Frederik, Gisbert und Benjamin. Freudige Begrüßung und es wirkt doch wie früher… Opening mit davon Julian David Kirchner und der Krone der Erschöpfung. Nach einer Reise durch die Randgebiete Deutschlands wirken manche Passagen nicht nur hintergründig dystop und abgrundbejahend. Du super schönes Germany und voller Spielfreude dann doch so gar nicht erschöpft.
 
Kurzer Zwischenauftritt des Seniors Baron zu Knyphausen, dessen Enkelin dann auch den Onkel ansagen durften: Husten – nach coronabedingter Absage beim OBS habe ich mich sehr auf diesen, überhaupt erst zweiten Auftritt gefreut. Stimmlich sollte es reichen, meinte Gisbert noch am Morgen. Aber liefern will er seine Lyrics ja immer lauthals. Das zweite Konzert in dieser Formation lieferte eine volle Wiese und jede Menge Begeisterung. Ein Heimspiel eben…
Bilderbuch – einige munkelten schon, die Wiener Formation sei schon etwas zu groß für den Draiser Hof. Vom ersten Akkord machten die Jungs aber deutlich, dass sie Spaß haben und den Abend feiern wollten. Herausragendes Gitarrenspiel, schnoddriger Wiener Schmäh und etwas irritiert ob der vielen Kinder auf der Bühne und ein Publikum quasi zum Anfassen, aber dies tat letztendlich dem Ganzen keinen Abbruch. Für mich jedoch keine guten Arbeitsbedingungen… Der Gig an sich ging mit gut 1 1/2h über den Abend. Fantastische Stimmung über die gesamte Zeit. Mehrere Verabschiedungen und die obligatorische Frage… Geht noch was? Im Blütenstaub endete ein grandioser erster Festivaltag bei feinstem AfterShowAbgesang vom Band ❤️
 
Tag 3 – Keine KWh für Putin! Weiter kaltes Wasser unter der Dusche. Wenn das kein Statement ist. Der Tag startet sonnig mit gutem Kaffee, einem liebevollen Telefonat und altbackenen Brötchen. Alles bestens also.
Kurze Shoppingtour im örtlichen REWE, ein schnelles leckeres Grillwürstchen mit Melone-Feta-Salat über die freundlichen Nachbarn aus Niedersachsen kredenzt und Zack schon wieder 14:30 Uhr bei Wein & Wassertasting im Knyphaus. Timo Bausch, seines Zeichens Wassersomilier, führt ein in die Geheimnisse des Wassergeschmacks von Trink-, Tafel-, Quell-, Mineral- und Heilwasser. Stefan Zwerschke vom Gut liefert drei tolle Weine hinzu. Und der Unbedarfte merkt sehr schnell, welche Geschmackskiller Mineralwasser sein können. Tipp für alle, denen der Riesling zu viel Säure hat. Staatlich Fachingen. Wer darauf achtet, nicht umsonst, das Mineralwasser auf dem Heimspiel.
 
Einige Factshits zum Heimspiel und zum Gut. Erste urkundliche Nennung lange vor unserer Zeit. Heute rund 17ha Weinanbaufläche vor Ort, im Biobetrieb, ein familiär verbundenes Weingut in Chile, 120 Mitarbeiter beim Heimspiel, gut 2000 Tickets, die Kochwerkstatt Wiesbaden sorgt fürs leibliche Wohl, gefühlt 23 Hühner und mindestens 1 Hahn immer um 7:12 Uhr.
 
Nichtseattle – der Opener des zweiten Festivaltages zog die Leute vor die Bühne. Der Gig der Berlinerin Katharina Kollmann und die neue Platte „Kommunistenlibido“ waren irgendwie vertraut schön. Geprägt von diversen Liedermachern wie z.B. Gerhard Schöne, aber auch Bands wie Tocotronic deckte sich eine wunderbare Melancholie über die Festivalwiese. Auf der Suche nach der Herkunft diese Melancholie reiht sich das neue Vinyl an die erste Platte „Wendekind“. Die Antwort scheint noch nicht ganz klar und so dürfen wir auf Weiteres Suchen freudig gespannt sein.
 
Klebe – Geschichten vom Erzählen und Zuhören, vom spazieren gehen. Drei Songs reichten um Gisbert zu einer Einladung zu bewegen. Lieder voller Hingabe und Tragik. Denn wer offenbart schon, das Türen zu groß für einen sind und man immer weg will, wenn man glücklich sei. Das ganze Konzert bei wundervollem Lichteinfall und bester Rieslinglaune… und immer schön ans Fachinger denken…
 
Friedberg – fantastisches hocherfahrenes Womenkollektiv, zwei Gitarren, Bass, Drums und alle zudem mit absoluter Spielfreude ausgestattet. Leider die einzige Band, die es nicht aufs Tagesglas geschafft hat. Das Booking war nicht rechtzeitig gelungen. Dafür spielen sie nochmal auf dem HaldernPop und sind in ihrer Stimmlichkeit und ihrem Tempo auf der Bühne absolut erneut hörenswert.
 
Algiers – eine wilde Mische aus Funk, Soul, Gospel und Punk setzen den ersten Reihen ordentlich zu. Fantastisches Livespektakel mit unglaublich vielen musikalischen Facetten was den gemeinen Heimspieler sich dann doch endlich von der Picknickdecke erheben und in den Abend hineinzappeln lässt.
 
YinYin – die Ethnobeatanalogelektrogrouver aus den Niederlanden hypnobeaten den am Abend vollilluminierten Platz vom ersten Akkord an. Das Publikum, ohnehin schon in latenter Zappellaune konnten nichts anderes mehr machen, als ekstatisch in Bewegung zu bleiben und den Tag fulminant ausklingen zu lassen.
 
Tag 4 und dritter Festivaltag – Start mit … natürlich kalter Dusche! Kaffee dazu und auf zum vormittäglichen Rahmenprogramm mit ordentlich Yoga (Warum macht jemand sowas?) für 5€ zugunsten der Phillipp-Kraft-Stiftung. Seit Jahren ist die örtliche Philipp-Kraft-Stiftung fester Bestand des Socialwork des Festivals. Pfandspenden, Gespendete Eintrittspreise usw. Unterstützen die Arbeit des Vereins. Gemeinschaftsfördernde oder die aktuellen Antirassismusprojekte stellen ganz klar die Förderung des Gemein- und Sozialwesen in den Fokus. Absolut unterstützenswert. Beim Warten auf den gestreckten Hund im Sonnengrussmodus ertönen schon die wundervollen Arrangements von Lisa Morgenstern um Soundcheck.
 
Nullmillimeter – nach Ihrem Festivaldebüt 2019 an gleicher Stelle, nun gefühlt nur 5 Konzerte und ein Vinyl später der zweite Gig der gefühlvollen Hamburger/Berliner Formation um Frontfrau Naëma Faika. Beim einem fantastischen Auftritt mit so absolut weicher Tonung werden Geschichten vom Leben, der Liebe, dem Zusammensein und der Vermissung, auch mal Duett mit Gisbert, zelebriert. Alles gestreut dem Motto „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd. Ein wundervoller Morgen! Ach ja, und dem Pferd geht gut!
 
Lia Morgenstern – gestern noch Israel und heute Eltville. Elektronik. Bulgarische Klänge und Geschichten. Sowohl beim KalternPop, als auch beim HaldernPop hatte sie mich mit ihren Arrangement restlos überzeugt. Und wieder steht man oft nur noch hörend gefesselt vor der Bühne.
 
Zum Abschluss natürlich noch Porridge Radio – was die jungen Briten ablieferten begeisterte die versammelte Festgemeinde. Nicht wenig sind extra für diese fantastisch wachsende Indiband angereist. Für viele noch ein Geheimtipp. Für andere wohl mit das Beste auf jeder Festivalbühne!
 
Der Abend endet. Frederik und Familie auf dem Sprung in den Familienurlaub. Die Crew feiert sich zu Recht bei Riesling und Pizza. MKM baut die komplette Bühne noch an Abend zurück und wir? Ja wir freuen uns sehr auf 2023 und Dank gilt Frederick, Benjamin, Stefan, Anna und all den nicht genannten Macher:innen dieses famosen kleinen, feinen Festivals! See you im nächsten Jahr! Es war wunderbar! Fühlt Euch gedrückt!

#rieslingistkeinalkohol #meinliebeskonzertagebuch

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