Veranstaltung: Kaltern Pop Festival 2025
Bands/Künstler: Ben E. Blame & Sugar Shame (D); Cantus Domus (D); The Lengendary St.Pauls Tschäss Band (I); Turbo Trööt (I); Anne Müller (D); Maria de Val; Pales (F); James Bach (I); Fuzzman The Singin´Rebels (Ö); To Athena; Dressed Like Boys; Fossick Project; Dallach/Thomalla/Dorau; Catastrophe; Sun Kill Moon (US); Tukan; Maxjoseph; Lava Lovers; Fiona Lee; Silvana Estrada; Soft Loft; ElliS-D

Datum: 23.-25.10.2025
Besucher: ca. 900
Location: Kaltern am See, Lago di Caldero (I)

Kaltern Pop Festival 2025 – Drei Tage, die sich gut anfühlen

Kaltern Pop Festival 2025 – wie so einiges in diesem Jahr, wird auch dieses Festival mir lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur, weil Sun Kil Moon krankheitsbedingt absagen musste und meine diesjährige Neuentdeckung Pales aus Straßburg so unerwartet zu zwei Slots bei diesem großartigen kleinen Festival gekommen ist. Oder, weil die ASFINAG mir mal wieder im Nachklapp freundlich geschrieben hat und sich ihren Geschäftsbetrieb mit 120 € meinerseits mitfinanzieren lassen möchte. Sondern gerade, weil sich dieses Festival in seiner 10. Auflage zu einer festen Instanz im Festivaljahr für eine kleine, aber sehr feine Schar musikalisch Begeisterter entwickelt hat, die gekonnt Land, Leute, guten Wein und gutes Essen mit noch besserer Musik zu einem musikalischen Leckerbissen um den umtriebigen Kurator Stephan Reichmann haben reifen lassen.

Kaltern Pop ist ein Festival der Zwischentöne – und vielleicht auch deshalb eines, das sich nicht erklären lässt, sondern erlebt werden will und eher an ein musikalisches Miteinander erinnert als an ein Event.

Kaltern ist kein Festivalort. Kaltern ist ein Zustand. Ein Weindorf mit Blick auf den See, eingerahmt von Hügeln, auf denen im Herbst die Rebstöcke wie Adern leuchten. Hier verbindet sich südtiroler Gelassenheit mit europäischer Weltoffenheit, italienische Lebensfreude mit alpiner Erdung. Wer nach Kaltern kommt, reist nicht zu einem Festival, sondern in einen Rhythmus: morgens Nebel auf den Hängen, mittags Espresso auf dem Marktplatz, abends Musik, die nicht konsumiert, sondern geteilt wird.

Das Festival sitzt nicht aufgesetzt auf dem Ort, es verwächst mit ihm. Spielorte wie das Weinmuseum, der Drescherkeller oder das katholische Vereinshaus sind keine Bühnen, sondern vertraute Räume, aus denen heraus Musik entstehen darf.


Mittwoch – Anreise & erstes Ankommen

Der Anreisetag startet nach einem Quickstopp in Nürnberg und das „kurze“ Stück bis nach Kaltern führt dann direkt entspannt in den Garten von Daniel Sölva. Alles, aber nur kein Stress bitte. Daniel wohnt mit der Familie unmittelbar am Vereinshaus in Kaltern. Kurze Wege sind damit eingepreist. Im Haus selbst haben mehrere Freunde Ferienwohnungen angemietet, und ich konnte ein Stück Wiese mit dem WoMo belegen. Alles schon luxuriös. Mein Dank dafür geht an Ulli ❤️

Der Tag startet am Abend mit Freunden im „Stern“ und endet bei Stefan und Pety in der Kaltern Pop Bar – dem eigentlichen Fixstern des KalternPopFestivals. Nur um das erneut angemessen einzuordnen…


Donnerstag – Auftakt

Der Tag startet mit Regen. Ein Wetter, wie gemacht für Sun Kill Moon. Das er später nicht spielen wird, war hier noch nicht klar. Regenverhangene Vorboten also.

Anne Müller eröffnet das Festival fein und konzentriert im Weinmuseum.
Ab 18 Uhr dann The Legendary St. Pauls Tschäss Band im Vereinshaus: südtiroler Bodenhaftung, Spielfreude, Groove.

19 Uhr: Maria de Val im Weinmuseum – ihre Stimme schwebt zwischen Sprachen und Stimmungen.
Parallel bringt TURBO TRÖÖT den Drescherkeller auf Touren – Bläser, Groove, Ironie, anarchischer Spaß.

20 Uhr: Pales im Vereinshaus – jung, roh, brachial, unverwechselbar. Noise, Punk, Industrial Rock und Pop prallen aufeinander. Einer dieser Momente, die bleiben.

21 Uhr: James Bach im Drescherkeller – elektronisch, leise, präzise.
Um 22:00 Uhr übernehmen Fuzzman & The Singin’ Rebels das Vereinshaus. Hier darf getanzt, gegrölt und mitgesungen werden. Fuzzman, der alternde Dandy des österreichischen Indie, versteht es, Pathos und Ironie in eine charmante Melange zu gießen. Man schwankt zwischen Grinsen und Gänsehaut.
In die Nacht hinein geht´s mit Ben E. Blame & Sugar Shame – Tanz, Wärme, gemeinsamer Puls. Alles, aber keine grelle Clubnacht. Einfach Fantastisch.


Freitag – Regen, und zweite Momente für Pales

Der Morgen beginnt entspannt – bis klar wird, dass ein Dach-Heki am WoMo undicht ist. Daniel hilft mit Plane und Beistand.

Am Nachmittag Maria de Val & TURBO TRÖÖT im Ansitz Windegg – Aperol inklusive.
FranziskanerkircheCantus Domus & Anne Müller: still, konzentriert, ernsthaft gut.
WeinmuseumTo Athena: urban, klar, wohldosiert.

Catastrophe entladen ihre Energie im Vereinshaus. Das Kaltern Pop verlangt Entscheidungen, aber nie Hektik.

Als feststeht, dass Sun Kil Moon nicht spielt, bleibt kurz Ruhe. Kein Drama. Dann ein zweites Mal Pales im Vereinshaus – ungeplant, gelöst, stark. Kein Lückenfüller. Ein Moment, der trägt und der 2. Slot gefällt mir persönlich noch besser.

Später TUKAN – Nacht, Schub, Ausklang.


Samstag – Tiefe statt Finale

Der Samstag ist ankommen im besten Sinne: Stimmen, Kaffee, Musikfetzen auf dem Marktplatz. Manche packen. Ich bleibe. Privileg.

Am Nachmittag öffnet sich der Blick. Die Matinée im Grandhotel Penegal liegt hoch über dem Ort und wirkt wie eine kurze Zäsur: Musik, Gespräche, Aussicht. Ein Ort, der entschleunigt und den Horizont weitet – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Und der Ballsaal bekommt neue Stimmen: James Bach, Fiona f.e., To Athena, Magherita Berlanda, Dressed Like Boys, Lava Lovers, Emilia Estrada & Cantus Domus. Ein ruhiger Höhepunkt, kein Spektakel.

Ich muss meine Rückreise planen. Später geht es direkt heim – gegen 08:00 Uhr am Sonntag sammle ich Franziska & Els in Sachsen ein. Alle halten diese Idee wohl eher für Spinnerei. Für mich hingegen ist sie logisch.

Aber erst noch im VereinshausLava Lovers. Sie hatten sich schon bei Matinée fast um Kopf und Kragen gespielt. Jetzt durften sie noch einmal abtauchen und alle im Saal mitziehen. Später dann Fiona-Lee: Stimme, Wärme, Nähe.
Den Auftritt von Silvana Estrada & Cantus Domus musste ich passen. Nicht alles geht gleichzeitig.
Später dann im KlostergartenTo Athena in schönstes Licht getaucht.
Zurück im Vereinshau dann die großartigen Schweizer Soft Loft, nicht das erste Konzert in diesem Jahr und jedes Mal wird es intensiver und besser. ELLiS·D setzt dann den Schlusspunkt – Ende ohne Ausrufezeichen.


Fazit

Der Samstag schließt das Kaltern Pop Festival 2025 so, wie es begonnen hat: unaufgeregt, nahbar, nachwirkend.
Ein Festival, das nicht laut bleiben will, sondern später wieder auftaucht – im Kopf, im Herzen, irgendwo zwischen Weinberg und Autobahn. Der Abschied ist leise, wie er sein soll.

Ab auf die Bahn…

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